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Spanische Grippe
Die Etablierung der H1N1-Influenzaviren ist mit der 1918 ausgebrochenen „Spanischen Grippe“ verbunden. Im Laufe der Pandemie waren einige zehn Millionen menschliche Opfer zu beklagen. Das eigentliche Schweinegrippevirus, ein bis dahin unbekannter Subtyp des H1N1-Virus, steht in einem engen Zussammenhang einer erneuten Pandemie, die sich im Frühjahr 2009 durch Nordamerika verbreitete.
Grippeviren Einteilung
Heute unterteilen die Mediziner die Grippeviren in die Typen A, B und C, das Schweingegrippen-Virus wird zum Typ A gezählt. Weitere Unterschiede ergeben sich aus den Oberflächenstrukturen der Viren (Subtypen). Dabei handelt es sich um bestimmte Eiweiße, etwa Hämaglutinin (H) und Neuraminidase (N). Daraus abgeleitet ist auch das Schweinegrippe-Virus H1N1.
Ansteckung und Symptome
Die Gefahr einer Ansteckung ist von Dezember bis April relativ groß, zum Beispiel bei nahem Körperkontakt, in geschlossenen Räumen oder Menschenansammlungen. Auslöser ist zumeist eine Tröpfchen-Übertragung, etwa durch Husten oder Niesen.
Die schnelle Übertragungsgeschwindigkeit ist entscheidend für den Verlauf der Influenza. Betroffene trifft es meist aus heiterem Himmel, sie fühlen sich plötzlich krank und wie erschlagen, Fieber tritt auf. Häufig kommen teils schmerzende Halsschmerzen hinzu, danach kommt es zur Hustenbildung, zu Beginn meist ein trockener und schmerzhafter Reizhusten. Diese Anzeichen führen in der Folge zu Appetitlosigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen im gesamten Körper, einer verstopften und/oder laufenden Nase.
Ein weiteres Indiz für die Schweinegrippe sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich ein bis zwei Tage. Mit diesen Symptomen unterscheidet sich der Krankheitsverlauf sehr deutlich von einem normalen Schnupfen.
Ein an Schweingegrippe erkrankter Patient bleibt unbehandelt über mehrere Tage hinweg ansteckend, kann in dieser Zeit somit auch zum Übertragungsrisiko für andere Menschen werden.
Der Weg zum Arzt
Bis zum 14. November 2009 war jeder Verdacht auf Schweinegrippe seitens der behandelnden Ärzte an die Gesundheitsämter zu melden. Seit diesem Zeitpunkt sind lediglich noch Todesfälle im Zusammenhang mit der Krankheit meldepflichtig.
Zur Abklärung des tatsächlichen Krankheitsbildes sollte der Patient unbedingt einen Arzt aufsuchen, den Termin zuvor aber telefonisch abklären, um eine Ansteckungsgefahr anderer Menschen im Wartezimmer möglichst zu vermeiden.
Diagnose
Die Diagnose setzt eine Laboruntersuchung voraus, der ein Nasen- oder Rachenabstrich vorausgeht. Im Labor kommt die PCR-Methode zur Anwendung, einem speziellen Verfahren zur schnellen Verfielfältigung von DNA-Abschnitten, die als Basis für weitere Untersuchungen herangezogen wird, die am Ende zum Diagnoseergebnis wird.
Eine Verlegung des Patienten in ein Krankhaus wird dann notwendig, wenn sich der Verlauf ausdehnt, etwa durch eine diagnostizierte Lungenentzündung. In solchen Fällen greifen die amtlichen Pandemiepläne. Danach müssen die Patienten unter der Einhaltung besonderer Sicherheitsvorkehrungen, unter Umständen auch in speziellen Grippeabteilungen, behandelt werden.
Immunsystem unterstützt den Heilungsprozess
Ist beim Erkrankten die Schweinegrippe abschließend diagnostiziert, muss es nicht zwangsweise zu einer medikamentösen Therapie kommen. Liegt ein eher leichter Krankeitsverlauf vor, wird der Arzt die Selbstheilungskräfte des Immunsystems einbeziehen, dem Erkrankten viel Ruhe und eine ausgedehnte WErholungsphase empfehlen, wobei auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten wäre.
In anderen Fällen werden virushemmende Medikamente verschrieben, sogenannte Neuraminidasehemmer mit den Bestandteilen Oseltamivir und Zanamivir. Diese Wirkstoffe bekämpfen das A/H1N1-Virus, blockieren ein bestimmtes Virusenzym, stoppen dessen weitere Ausbreitung im Körper. Wichtigste Voraussetzung ist die korrekte Dosierung durch den Arzt. Eine nicht korrekte Einstellung der Medikamente könnte beispielsweise dazu führen, dass die Viren im Körper resistent gegen das Mittel werden. Von einer Eigendiagnose des Erkrankten bezüglich der Medikamenteneinnahme ist daher unbedingt abzuraten.
Impfung
Influenza-Gefahr bei Kleinkindern eindämmen
Auch die Erkrankung von Kleinkindern, die sich mit dem Schweinegrippe-Virus infizieren, kann nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Die „Ständige Impfkommission“ der Bundesregierung spricht sich zur Zeit bei gesunden Kindern jedenfalls nicht ausdrücklich für eine Impfung aus, es sei denn, es liegen chronische Erkrankungen vor. Bei dieser Patientengruppe ist der Influenzaschutz wichtig, weil es ihr zu schweren Krankheitsverläufen kommen könnte. Außerdem beinhalte der normale Influenza-Impfstoff bereits Antigene gegen die aktuell weltweit vorkommenden Varianten des Virus A/H1N1 oder A/h3N2, B, sodass eine besondere Impfung gegen die Schweinegrippe als nicht mehr notwendig erachtet wird.
Schutzimpfung bei schwangeren Frauen
Vorsicht geraten ist bei Kindern im Alter von unter einem Jahr. Im Falle einer Infektion würde das Medikament „Tamiflu“ noch nicht ansprechen. Schwangeren wird deshalb zur eigenen Schutzimpfung geraten, da sich auf diese Weise ein „Nestschutz“ für das Neugeborene aufbauen lässt. Grundsätzlich sei aber nicht mit einem erhöhten Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei Kleinkindern zu rechnen, bestätigen Mediziner.
Vorbeugende Hygiene vs. Impfung
Prophylaktische Möglichkeiten zur Vorbeugung einer Schweinegrippe bieten bereits einfache Hygienemaßnahmen, etwa das gründliche Händewaschen nach dem Kontakt mit anderen Menschen oder das Abhusten und Niesen in Einmaltaschentücher.
Abseits jeder Diskussionen zum Thema Impfungen stellt die normale Grippeschutzimpfung einen direkten Schutz vor der Viruserkrankung dar. Diese Empfehlung sprechen Mediziner für Menschen im Alter von über 60 Jahren aus, raten aber auch Personen mit bestimmten Grunderkrankungen (z.B. Lungen-, Herz-Kreislauf-, Leber- oder Nierenerkrankungen, Diabetes „mellitus“ oder HIV-Infektionen) zur vorsorglichen Schutzimpfung. Der erweiterte Impfkreis betrifft Schwangere, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie medizinisches Personal, die ständig einem umfangreichen Publikumsverkehr ausgesetzt sind.
In diesem Zusammenhang sprechen die Fachleute von der s.g. „Herdenimmunität„. Hintergrund ist die Forderung, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen um zu verhindern, dass Einzelne unbemerkt zum Träger des Virus werden und diesen ebenso unbemerkt an andere Menschen weiterreichen. Im Kern soll dadurch ein großflächig angelegtes Erregerreservoir mit der Gefahr einer sich auslösenden Pandamie eingedämmt werden.